ANSPRUCHSVOLL: PIZ BUIN 3.312m – EGGHORNLÜCKE 3.050m – SILVRETTAHÜTTE 2.341m
Gut erholt verlassen wir früh die gastliche SAC-Hütte, deren Hüttenwirt den neuen steilen Aufstieg auf der gegenüberliegenden Talseite hinauf zum Plan Rai aufwendig mit Holzpfosten markiert hat. Immer die dramatischen Südabstürze der beiden Buine im Blick gewinnen wir schnell an Höhe. Auch hier sind die Folgen des Permafrost-Rückganges spürbar. Durch einen drohenden Bergsturz am Kleinen Buin war lange unklar, ob die Hütte überhaupt geöffnet werden kann, da ein Felsabgang eine enorme Druckwelle auszulösen vermag. Über eine steile Firnrinne erreichen wir bald über eine Scharte den Ochsentaler Gletscher und queren hinüber zur Buinlücke. Mittlerweile ist die Neuschneeauflage am Gipfelhang des Großen Piz Buin so weit reduziert, dass auch der felsige Kamin hinauf zum Gipfel anspruchsvoll, aber sicher zu ersteigen ist. Nach vorsichtigem Abstieg wartet eine anstrengende und heiße Gletscherquerung hinüber zur nördlichen Egghornlücke auf uns. Die Mühe wird durch großartige Blicke auf die Buine und auf das Nährbecken des Ochsentaler Gletschers belohnt, wohlwissend, dass auch dieser Eispanzer stark zurückgeht. Den Gipfelwein genießen wir auf der Lücke und haben Glück, dass uns eine vorangehende Bergführergruppe den Abstieg hinunter zum Silvretta-Gletscher weist. Nur noch an wenigen Stellen ist das Verlassen des steilen Felsrückens hinunter auf den Gletscher möglich. Ein langer Weg führt uns über die noch große, mit vielen Schmelzwasserrinnen durchzogene Eisfläche. Der finale Abstieg über Wandergelände leitet uns zur Silvretta Hütte des SAC. Leckere Speisen, Getränke und Murmeltiere warten dort auf uns.
BÖCKE: WINTERLÜCKE 2.829m – SAARBRÜCKER HÜTTE 2.538m – TÜBINGER HÜTTE 2.191m
Im Morgenlicht bestaunen wir noch einmal die Eisfläche des Silvretta-Gletschers, bevor uns ein steiler Pfad hinauf zur Roten Furka leitet. Über Gletscherschliff und Randmoränen, vorbei an schönen Seeaugen, geht es im Auf und Ab hinüber zum Klosterpass. Hier im Reich der Steinböcke genießen wir die wärmenden Sonnenstrahlen und kommen den stolzen Tieren auch sehr nahe. Trittspuren und alte Markierungen weisen uns den ausgesetzten Weg hinüber zur Winterlücke, wiederum mit Steigeiseneinsatz, Höhenverlust und sehr mühsam gelangen wir in weitem Bogen über Gletscherreste und weite Schuttflächen zum Litznersattel. Nördlich entlang an der stolzen Felsgestalt des Großlitzner erreichen wir zur Mittagsrat die urgemütliche Saarbrücker Hütte. Gestärkt durch eine schmackhafte Käseknödelsuppe fällt uns der Weg hinauf zur Seelücke nicht schwer. Über uns thront das formvollendete Große Seehorn, der westlichste Dreitausender im Alpenhauptkamm. Natürlich mit Höhenverlust und Gegenanstieg geht es zum nächsten Logenplatz am Plattenjoch. Eine Regenfront, schnell über das Rätikon herannahend, mahnt zum schnellen Abstieg nach Norden. Beim Erreichen der Tübinger Hütte sind wir in dichte Wolken gehüllt und es beginnt stark zu regnen. Die Hütte ist im Gegensatz zu den Vortagen gut besucht, kann auch nicht mit nostalgischem Charme punkten, das junge Hüttenpaar bemüht sich aber engagiert um die Gäste.
GESPENSTISCH: HOCHMADERER 2.828m – BIELER HÖHE 2.036m
Dichte Wolken begrüßen uns am nächsten Morgen, Lücken mit blauen Flecken eröffnen zeitweise die Sicht auf die umliegenden Felsformationen und begrünten Berghänge, der hochalpine Charakter schwindet etwas. Diesen erlangen wir beim Aufstieg auf den Hochmaderer wieder, belohnt durch eine großartige Rückschau, auf die mit Regenwolken umsäumten, gespenstisch wirkenden Gipfel der Hochsilvretta. Da und dort verlieren auf dem Abstiegsweg hinunter in Kromertal die Wolken einige Tropfen, doch mit Glück erwandern wir fast trocken die grasige Passage hinüber zur Bielerhöhe. 77 Kilometer Wegstrecke und 5.700 Höhenmeter liegen auf dieser schönen Rundtour nun hinter uns. Das Auto gerade erreicht, verabschiedet sich die Silvretta mit Starkregen. Am späten Sonntagabend erreichen wir müde, aber zufrieden Düsseldorf.